Grossrasse
Sulmtaler, Altsteirer
Die Sulmtaler Armin Arbeiters
(Artikel aus dem Jahr 1910 aus meinem Buch "Ein steirischer Hühnerhof - Altsteirer und Sulmtaler" in gekürzter Form)
Ein Ziel der Geflügelzucht sollte es sein den Wert aus der Geflügelproduktion zu optimieren. Bei einer konsequenten Zuchtwahl -auch ohne Fallennester - lässt sich die Wertschöpfung erheblich steigern.
Neben zahlreichen köstlichen Eiern wirft unser Huhn auch einen hochwertigen Fleischertrag ab. Mastfähigkeit und vorzügliche Fleischqualität, die den Anforderungen der verwöhntesten Feinschmecker genügen, haben den Weltruf des Sulmtaler Huhnes begründet.
So hat sich im Sulmtal und den angrenzenden Gebieten die Zuchtrichtung auf Fleischertrag frühzeitig entwickelt. Armin Arbeiters unbestrittener, alleiniger Verdienst ist es, diese Zucht in feste, zielbewußte Bahnen gelenkt zu haben. Er ist der eigentliche Erhalter jenes Steirerhuhntyps, bei dem vor allem der Fleischertrag eine Rolle spielt.
Nach Arbeiters Angaben beträgt das Gewicht bei den Zuchthähnen 3-4 kg, bei den Hennen 2,5 bis 3,5 kg. Gemästete Tiere (Kapaune) erreichten ein Lebendgewicht von 5,25 kg, Poularden im Alter von 6-7 Monaten hatten ein Gewicht von 3,25 kg.
Obwohl die Tiere gegenüber den anderen schweren Hühnerrassen als gute Futtersucher gelten, sind sie doch infolge ihres Gewichtes und ihrer Körperfülle zum Futtertrog orientiert, wodurch sich die Haltungskosten und auch der Fleischertrag gegenüber den leichteren Altsteirer nicht unwesentlich erhöhen.
Ein Huhn, das seit langer Zeit an unsere klimatischen Bedingungen angepasst ist, sich viele Jahrhunderte hindurch trotz extensivster Haltung durchgesetzt und sich, wie wir wissen, weit verbreitet hat, ein Huhn, das der Einkreuzungswut und der Invasion der artfremden, allen erdenklichen Krankheiten unterworfenen Sportrassen mit Erfolg standgehalten hat, wird immer seinen Platz auf den Speisekarten der Feinschmecker und daher am ehesten eine Zukunft haben. Leider macht die Sportzucht in unserer Zeit auch bei den Steirerhühnern vor allem durch unpassende Einkreuzung und Erzüchtung neuer Farbenschläge wieder einen Schritt in die falsche Richtung.
Viele Einsteiger in die Sulmtaler Hühnerzucht möchten, wie in der Legehennenhaltung üblich, mit einem Hahn und 10 Hennen beginnen. Mit dieser Anschaffung meinen Geflügelliebhaber alles zu haben, was sie für den Zuchtbeginn brauchen. - Im Prinzip ja, aber leider ist das bei unserer alten Haustierrasse nicht so einfach. Aus meiner Sicht ist dies der teuerste und am wenigsten Erfolg versprechende Beginn.
So sieht es aus meiner Sicht aus:
Unsere alten österreichischen Rassen Altsteirer und Sulmtaler wurden nach der Vorarbeit durch Armin Arbeiter von Kleintierzüchtern erhalten und in die heutige Zeit "herüber gerettet". Der größte Teil der Kleintierzüchter hat einen Zuchtbestand von 5 bis höchstens 20 Zuchttieren. Die meisten, die regelmäßig Ausstellungen beschicken, brüten jährlich 30, vielleicht 50 Küken aus. Diejenigen Tiere, welche nicht für den Eigenbedarf vorgesehen sind, also nicht unbedingt die rassigsten, werden verkauft oder im Idealfall im eigenen Haushalt verwertet.
Der Erwerb eines Stammes (1 Hahn und 10 Hennen) bedeutet für den Neueinsteiger, dass er selten Tiere mit einem überdurchschnittlichen Zuchtwert angeboten bekommt. Tiere in höchster Qualität kann man selten kaufen, auch kaum auf Ausstellungen - die muss jeder selbst züchten. In einigen Jahren kann so, vielleicht auch unter Anletung eines erfahrenen Züchters, mit Ausdauer, Fleiß und wachsendem Wissen ein Stamm aufgebaut werden, der in Vitalität, Rassemerkmalen und Wirtschaftlichkeit den höchsten Kriterien entspricht. Auch Spitzentiere werden dabei sein.
Unsere alten Rassen Altsteirer und Sulmtaler kommen nicht an die Leistungen der Lege- und Masthybriden heran. Als Zweinutzungsrasse (Fleisch- und Eierproduktion) kann ein guter Stamm dieser Rassen jedoch sein Futter durch Eier und Fleisch selbst "verdienen", das heißt, dass er das gute Futter bis zu einem hohen Grad mit köstlichen Eiern und gesundem Fleisch von glücklichen Hühner aufgewogen wird.
Mehr sollte man sich als Neueinsteiger bei der Anschaffung nicht erwarten, da von einer Hobbyzucht noch niemand reich an Geld werden konnte. Damit es aber zu einer ausgeglichenen Bilanz kommen kann, sollte man aus meiner persönlichen Erfahrung folgendermaßen vorgehen:
Zuerst sind Stall und Auslauf entsprechen vorzubereiten: Dazu werden benötigt:
- Ein Stall für die Kükenaufzucht (später für die Junghähne) bis zu einem Alter von etwa 8 Wochen mit gesondertem Auslauf
- und ein großer, heller Stall für den Zuchtstamm, der so eingerichtet ist, dass die Zuchttiere bei Außentemperaturen unter 0° und Niederschlag im Winter (geschlossene Schneedecke) auch tagsüber darin gut leben können. Dem Zuchtstamm sollte auch ein gesonderter, gut strukturierter und nie zu großer Auslauf zur Verfügung stehen.
Dann sollte man sich einen Brutapparat für zumindest 30 Hühnereier anschaffen, damit für eine regelmäßig jährliche Nachzucht, wie sie mit Bruthennen schwerer möglich ist, gesorgt werden kann.
Wieso es aus meiner Erfahrung heraus besser ist, NICHT mit einer oder mehreren Bruthenne zu arbeiten, später.
Wenn dies alles vorhanden ist, beschafft man sich Bruteier. Die Eier sollte man nach richtiger Größe, Schalenbeschaffenheit und -farbe auswählen.
Am besten kauft man von einem erfahrenen Züchter (zu finden unter www.sulmsteirer.com und in der Züchterliste). Die beste Zeit dafür ist zwischen März und Mai, damit sich die Küken bis zur Sommersonnenwende entsprechend entwickeln können. Küken, die ab Juli schlüpfen, haben bis zum nächsten Winter in der Regel zuwenig Zeit für die vollständige Entwicklung ihres Körpers und brauchen daher auch noch einen Teil des nächsten Frühjahres, um ihre ganze Leistungsfähigkeit entfalten und mit der Legetätigkeit beginnen zu können.
Wie sieht es nun mit der Bilanz aus? - Für den Kauf eines Hahnes und 10 Hennen (überdurchschnittlich rassige Tiere) ist mit Kosten von etwa € 450,-- zu rechnen.
Die andere Bilanzseite: Ein Brutapparat, beispielsweise ein Flächenbrüter für 50 Hühnereier, kostet etwa € 250,--. 50 Bruteier kosten ca. € 100,--, zusammen € 350,--. Es können dadurch bereits € 100,-- eingespart werden. Nicht in Geldwert auszudrücken ist der Gewinn durch die Qualität der Küken, da der Neueinsteiger bei dieser Vorgangsweise selbst die besten Küken, ein gutes Grundwissen vorausgesetzt, auswählen kann.
Ein weiterer Vorteil: der Neueinsteiger kann mit seinen Küken "aufwachsen", sie von klein auf an sich gewöhnen und sie verwöhnen.
Für alle Bruthennen - Liebhaber: eine Henne beginnt erst dann zu Brüten, wenn sie keine Kraft mehr für die Erzeugung eines Eies aufbringt. Sie sitzt 3 Wochen auf den Eiern und führt dann etwa 4 Wochen ihre Küken, wieviele auch immer. Sie legt also zumindestens 2 Monate lang kein einziges Ei. Wenn sie 13 Eier ausgebrütet hat, bleiben in der Regel höchstens 7 Hennenküken übrig. Wenn die Küken mit der Herde mitlaufen, fressen ihnen meist die Großen das Beste weg. Die Energie wiederum fehlt beim Fleischansatz. Sie werden daher kaum aussehen wie junge Masthühner, sondern bestenfalls wie vitale weizenfarbige Legehühner, die ja im Schnitt ausgewachsen etwa 1 kg weniger auf die Waage bringen als beispielsweise mit Köstlichkeiten verwöhnte Sulmtaler.
Am schwierigsten gestaltet sich die Auswahl der Zuchttiere, wenn nicht gekennzeichnete Jungtiere verschiedenen Alters von 2 oder mehreren Bruthennen zur Verfügung stehen. Wenn schon die Rassemerkmale vergleichbar sind, beim Gewicht wird es jedenfalls problematisch.
Also weiter: im Alter von etwa 8 Wochen kann man im ersten Jahr alle in den Rassemerkmalen entsprechenden Hennen und die 3 schönsten Hähne in den Stall für den Zuchtstamm übersiedeln. Die restlichen Hähne werden im Kükenstall gemästet und spätestens im Alter von etwa 16 Wochen (mit Beginn der Geschlechtsreife) geschlachtet. Wenn nur ein Zuchthahn gehalten werden soll, verwertet man die beiden Überzähligen erst, sobald die Tiere körperlich und im Gefieder ausgereift und in voller Pracht sind, also frühestens nach 8 Monaten. Dann ist die Auswahl des geeignetsten Zuchthahnes einfacher.
Die erstmalige Auswahl der Zuchttiere erfolgt mit dem Standard, der Rassebeschreibung, indem man jedes erwachsene Tier einzeln in die Hand nimmt, jede Position des Standards mt em Tier vergleicht und so die Rassemerkmale überprüft. Wenn man dies bei einigen Tieren gemacht hat, geht es zukünftig ohne Standard. Man kann sich auch an einen erfahrenen Züchter dieser Rasse aus der näheren Umgebung wenden, der gerne helfen wird.
Im folgenden Zuchtjahr, wenn bereits ein einjähriger Zuchtstamm vorhanden ist, kann man Junghennen ab einem Alter von 8 Wochen zusammen mit dem Zuchtstamm halten. Wenn im Zuchtstamm mehrere Hähne gehalten werden, sollte vorher auf höchstens einen Zuchthahn, der sich dann nahezu ausschließlich um seine Althennen bemüht, reduziert werden. Durch weitere Hähne würden die Junghennen zu früh belästigt und gejagt und könnten sich nicht in Ruhe entwickeln und Fleisch ansetzen.
Alle Junghähne werden im Kükenstall mit einem gesonderten Auslauf gemästet und im Alter von etwa 16 Wochen auf die vielversprechendsten reduziert. Vor Beginn der Zuchtsaison sollte der verbliebene Althahn durch die benötigten besten Junghähne (möglichst jedoch NICHT 2, da sich die beiden fast ausnahmslos zu in Schach halten bzw. beim Tretakt stören) ersetzt werden.
Wenn der Zuchthennenbestand nicht ausgeweitet werden soll oder der Zuchtstall nicht genügend Platz bietet, belässt man die vitalsten, rassigsten und legefreudigsten Althennen. Die nicht Entsprechenden werden durch die rassigsten Junghennen ersetzt. Jährlich sollte ein Drittel der Hennen aus dem vergangenen Zuchtjahr stammen. Die Zuchthennen sollten vital und fit sein, der Zuchthahn oder die -hähne sollten aus der eigenen letztjährigen Nachzucht stammen.
Mehr über dieses Thema oder über Blutauffrischung, die Du möglichst mit Bruteiern von einem bekannt guten Züchter machen solltest, findest Du auf dieser Homepage und in meinem Buch "Ein steirischer Hühnerhof - Altsteirer und Sulmtaler". Für Rückfragen stehe ich gerne unter KONTAKT zur Verfügung.
Unsere Nachzucht stammt aus einer Nukleusherde (Basiszuchtherde) derzeit bestehend aus 3 Hähnen aus dem abgelaufenen Zuchtjahr und etwa 30 Hennen im Alter von 1 bis 4 Jahren, welche gelegentlich durch Zukauf von Bruteiern und strenge Selektion (auf Erscheinungsbild laut Rassebeschreibung, Vitalität, Mast- und Legeleistung) ergänzt wird.
Die für Blutauffrischung der Herde vorgesehenen Bruteier stammen ausschließlich von Züchtern, deren Tierqualität uns bekannt ist. Sowohl die zugekauften als auch die eigenen Eier werden vor der Brut nach Eiform, Farbe, Schalenbeschaffenheit und Gewicht selektiert. Diesen Kriterien nicht entsprechende Eier werden im eigenen Haushalt und in der Familie verzehrt.
Unsere Brutsaison dauert von Ende Februar bis Mai. Die zugekauften Eier werden zusammen mit eigenen Eiern in einem Brutapparat gebrütet.
Unsere Tiere bekommen kurz nach dem Schlupf die Impfung gegen die Mareksche Lähme, die am weitesten verbreitete Hühnerkrankheit. Grund dafür sind die gesetzlichen Bestimmungen: sollte ein Tier infolge dieser Krankheit sterben, müsste in der Folge der gesamte Bestand gekeult werden. Davor wollen wir unsere Herde schützen.
Im Alter von 8 Wochen werden bei den Jungtieren Gewicht, Skelett, Kamm und Füße, im Alter von 16 Wochen wieder Gewicht und das dem Standard gemäße Aussehen entsprechend unseren Zuchtzielen kontrolliert. Da die Tiere aus zugekauften Eiern nicht gekennzeichnet wurden, müssen sie in der Qualität den besten aus unseren eigenen Eiern erbrüteten Tieren entsprechen, um in den nächstjährigen Zuchtstamm Aufnahme zu finden.
Das Futter: Im Kükenalter wird unseren Tieren das handelsübliche Kükenaufzuchtfutter mit Kokzidiostaticum, anfangs auch hart gekochte und zerkleinerte Schiereier (unbefruchtete Eier aus dem Brutapparat), zur freien Aufnahme Hirse abwechselnd mit Maisgries und ab einem Alter von 4 Wochen bereits unser selbst zubereitetes Weichfutter gereicht.
Den Jungtieren wird ab einem Alter von 8 Wochen ebenso wie auch dem Zuchtstamm vor allen Körnerfutter aus bioähnlichem Anbau und unser selbst gemischtes Weichfutter gereicht. Besonders durch unser Weichfutter aus Maismehl, Maisschrot, Gerstenmehl, Hafermehl, Weizenkleie, gemahlenem Kürbiskernkuchen, Bierhefe und Futterkalk erreichen unsere Tiere beste Gewichtszunahmen, wodurch der Masthuhntyp zur Geltung kommt. Über das Weichfutter können auch zusätzliche Vitamine und Heilpflanzen sparsam und zielgerichtet verabreicht werden.
Der Zuchtstamm des Vorjahres wird spätestens bis Ende Mai auf einen (den besten) Hahn und etwa 20 (vitale, schwere und legefreudige) Hennen reduziert.
Die im Alter von 8 Wochen erstmals selektierten Junghennen werden nach der Beringung (Jahresringe aus unserem Kleintierzuchtverein) langsam in den Zuchtstamm eingegliedert. Die heranwachsenden Hennen können sich in die Rangordnung der Herde einfügen, lernen von den Althennen, werden vom Zuchthahn aufgrund der ausreichenden Zahl von Althennen nicht belästigt und können sich so in Ruhe entwickeln.
Die ebenfalls im Alter von 8 Wochen (nach Phänotyp und Gewicht) selektierten Junghähne verbleiben im Jungtieraufzuchtgehege, die nicht entsprechenden Junghähne werden gemästet und verwertet.
Unser Zuchtstamm besteht aus den durch strengste Selektion ausgewählten Junghähnen aus dem Vorjahr, den vitalsten erprobten Althennen und jenen Junghennen aus dem vorangegangenen Zuchtjahr, welche in Gewicht, Vitalität und möglichst allen Rassemerkmalen entsprechen.
Durch unsere Zuchtmethode können wir unseren Kunden ganzjährig Bruteier und gelegentlich auch ausgewählte Jungtiere ab einem Alter von 8 bis 16 Wochen nach Anfrage zum Kauf anbieten.
Das Ursprunggebiet der wildbraunen Altsteirer, unserer alten östereichischen Legehühner, liegt überwiegend in den Mittelgebirgslagen der Obersteiermark, in den Tälern der Mur - Mürz - Furche und nördlich von ihr.
Die Tiere mussten einerseits ihr Futter in weiträumigen Ausläufen selbst suchen und andererseits höchst wachsam gegenüber einer Vielzahl von Feinden aus Luft und Wald sein. Diese Eigenschaften sollten neben Vitalität, feinem Knochenbau mit zartem Kopf und straffem Gefieder auch heute noch bei rassigen Tieren vorhanden sein.
Ihr wirtschaftlicher Nutzen lag schon damals in der Eierproduktion. Der Fleischertrag war aufgrund ihres geringeren Gewichts und trotz ihrer ausgezeichneten Fleischqualität eher zweitrangig. Die schwereren Hähne fanden immer wieder zum Zweck der Blutauffrischung Eingang in die Zucht der verwandten Sulmtaler, sodass die hervorragende Fleischqualität der Letzteren beibehalten werden konnte.
Ursprünglich wurde kaum Wert auf die Gefiederfarbe der Altsteirer gelegt. Tatsache ist jedoch, dass lediglich die Farbenschläge wildbraun und teilweise auch weiß von Kleintierzüchtern in unsere Zeit herübergerettet werden konnten. Somit sind alle modernen Versuche von sogenannten "Züchtern", Altsteirer unter Zuhilfenahme artfremder Rassen auch in anderen Farben zu züchten, als entbehrlich zu bezeichnen, da sie nicht nur die Rassemerkmale sondern auch den Typ der Tiere total verändern. Wer die Geschichte kennt, weiß, dass mit dieser "Verbesserungsmethode" unter anderen auch die Sulmtaler beinahe vernichtet worden wären.
Richtigerweise sollten die wildbraunen Altsteirer in "wildfarbige" umbenannt werden. "Fortschrittliche" österreichische Züchter haben zur Blutauffrischung Altsteirer aus Deutschland eingekreutzt, welche aufgrund der schmal gewordenen Zuchtbasis mit wildfarbigen Rheinländern "verbessert" worden waren. Dadurch wurden aus den fleischfarbigen Füßen graue und aus den braunen Flügeldecken wildfarbige (mit zarter grauer Rieselung). Auch die Landhuhnform (Walzenform) wich einem Rechteck und die zarten Kopfpunkte sind mehrheitlich verloren gegangen.
Außer den Weißen und den Wildbraunen (Wildfarbigen) sind in unserer Zeit "innovative Züchter" am Werk, die neue Altsteirer-Farbenschläge entwickeln. Diese Vorgehensweise wird vom österreichischen und natürlich auch vom deutschen Sonderverein unterstützt, der, wie in Deutschland üblich, bestrebt ist, eher neue Farbenschläge herauszuzüchten als alte Rassen zu erhalten. Sie alle haben nichts aus der Geschichte gelernt.
Die Zuchtausrichtung unserer wildbraunen Altsteirer
(von Richard Tasch. Wieder veröffentlicht in den Clubnachrichten des ST 10, Österreichischer Steirerhuhnclub, im Jahre 1984; aus dem Buch „Ein steirischer Hühnerhof – Altsteirer und Sulmtaler“ von Peter Pensold, derzeit vergriffen) Quetschfalte.
Auf diversen Schauen konnte man in der Vergangenheit sehr unterschiedliche Tiere in den Käfigen sehen, die von den Preisrichtern oft auch unterschiedlich bewertet und daher leider vielfach in eine falsche Zuchtrichtung gelenkt wurden.
So sind die Vorstellungen über das Aussehen dieser Rasse noch sehr verschieden und leider nicht immer richtig. Vor allem über den Typ und den anzustrebenden Körperbau dieser Rasse gibt es noch immer verschiedene Ansichten, sogar unter den Spezialzüchtern.
Auch einige unserer Preisrichter haben nicht die richtige Vorstellung vom Aussehen der Altsteirer. Sie bleiben beim Richten oft an Kleinigkeiten haften und übersehen dabei das Wichtigste: den Rassetyp. Infolge dieser verschiedenartigen Beurteilung kommt es in der Zucht zu keiner einheitlichen Richtung.
Eine weitere Folge davon ist, dass sich unsere Altsteirer auf den Geflügelschauen oft sehr unausgeglichen zeigen. Und doch ist auch unsere Rasse durchaus in der Lage, in völlig einheitlichem Typ aufzutreten, sofern man nur den richtigen Typ, den Urtyp herausstellt und alle Kreuzungstiere ausschließt.
Welches ist nun der richtige Typ bei den Altsteirern? - Das Altsteirerhuhn ist vor allem ein Legehuhn. Es soll frühreif, beweglich und ein guter Futtersucher sein. Darum ist es klar, dass wir bei unserem Huhn den echten Landhuhntyp anstreben müssen.
Wir brauchen also nur feinknochige Tiere mit enganliegendem Gefieder, harter Feder, einemwalzenförmigen Körper, geräumigem Legebauch, tiefer und breiter Brust, genügend breiter Beinstellung, abschüßigem bis höchstens geradem Rücken, in jedem Fall ohne Kissenbildung.
Der Schwanz muß breit gefächert und beim Hahn mit vielen langen und breiten Sichelfedern versehen sein. Hinzu kommt, als besondere Eigenart unserer Altsteirer, der zarte Kopf mit feinem Kammschnitt und die kaum mittelhohe Beinstellung.
Was den Kopf betrifft, so muß dieser, um rassig zu sein, beim Hahn einen ziemlich kurzen und kräftigen Schnabel, einen höchstens mittelgroßen, nicht tief und möglichst fein gezähnten, nach rückwärts ansteigenden Kamm haben. Das Kammende soll also nicht der Nackenlinie folgen, sondern abstehen. Hinter dem Kamm genügt ein kleiner Federschopf, der beim Hahn manchmal nur durch einige verlängerte Federn angedeutet ist. Größere Schöpfe sind zu vermeiden, da sich diese bei der Nachzucht gerne zu Hauben auswachsen. Bei rückwärts aufliegendem Kamm und zu großem Schopf entsteht beim Hahn leicht die fehlerhafte Quetschfalte.
Bei der Henne dagegen ist der Wickelkamm auch durch den größeren Schopf bedingt, ist nicht nur erwünscht, sondern auch ein wichtiges Rassemerkmal. Hennen mit sehr kleinen, feingezähnten Kämmen, die wir noch mehr anstreben sollten, haben den Wickelkamm nur durch eine kleine Welle im Kamm angedeutet. Tiere mit Kammauswüchsen sind auszuschließen.
Bei beiden Geschlechtern sollten die Kehllappen, entsprechend dem Kamm, höchstens mittelgroß sein. Bei den Hennen sind allzugroße Schöpfe oder Hauben abzulehnen, da diese die Sicht behindern und in rauem Klima den Schnupfen fördern.
Die Ohrscheiben sollten klein, milchweiß und oval sein. Kleine Mängel in der Weißfärbung der Ohrscheiben sollten bei sonst typischen und wirtschaftlich wertvollen Tieren nicht zu streng beurteilt werden.
Die kaum mittelhohe Beinstellung unserer Altsteirer ist leider weitgehend verlorengegangen und einige Züchter wollen sie heute nicht mehr wahrhaben. Die Läufe sollten nicht zu kurz sein, wie etwa bei den Krüpern, da sonst die Tiere bei der Futtersuche behindert sind; ebenso sind Tiere mit zu langen Läufen abzulehnen. Die richtige Höhe zeigen Tiere, bei denen gerade eine Hose angedeutet ist.
Doch wie sehen unsere Altsteirer auf den Geflügelschauen aus? - Neben wirklich schönen, vitalen Tieren müssen wir leider auch recht grobknochige, allzuschwere Tiere mit dreieckiger Figur, lockerer Befiederung, Kissenbildung und übergroßen, fleischigen Kämmen feststellen, die meist recht temperamentlos in den Käfigen herumstehen. Das sind aber keine reinen Altsteirer, sonder Kreuzungstiere, denen die Blutbeimischung von Welsumern, Rheinländern, Hampshire und rebhuhnfarbigen Italienern leicht anzusehen ist. Manchem der Preisrichter gefallen aber gerade diese schweren Tiere und werden, sofern sie große Schöpfe, blankweiße Ohrscheiben und eine reine Wildfarbe zeigen, oft mit den ersten Preisen ausgezeichnet, während unsere reinblütigen Tiere mit ganz geringen Bewertungen vorlieb nehmen müssen. Auf den Bewertungskarten kann man nachlesen, daß die letztgenannten Tiere "zu klein und zu leicht" wären, und das bei Hennen mit 2 kg.
Wie unrichtig ist doch eine derartige Bewertung. Abgesehen von der Zurücksetzung der besten Rassetiere sind wir auch überzeugt, daß diese angeblich zu kleinen und zu leichten Tiere die preisgekrönten schweren in der Legeleistung weit übertreffen. Die Leistungsprüfungen haben dies ja des öfteren bewiesen. Wir gehen also nicht fehl, wenn wir für die Henne ein Durchschnittsgewicht von 2 und für den Hahn ein solches von 2,5 kg anstreben. Diese Angaben gelten für Jungtiere bei Erreichung der Lege- bzw. der Geschlechtsreife; mehrjährige Tiere haben natürlich ein etwas höheres Körpergewicht. Bei schwereren Tieren geht die Frühreife mit Sicherheit verloren.
Die Gefiederfarbe unserer Altsteirer ist wildbraun, ähnlich dem roten Kammhuhn ("Bankivahuhn"). Es sind verschiedene Farbschattierungen möglich, doch sollte mit zu dunklen oder schwärzlichen Tieren nicht gezüchtet werden. Schon auch deshalb nicht, weil diese durch die schwarzen Federstifte keine schöne Schlachtware ergeben.
Beim Hahn sind Schopf, Nacken- und Halsfedern rotgold, auch mit etwas schwarz durchsetzt. Der Sattelbehang ist ebenfalls rotgold. Zu heller, messinggelber Hals- und Sattelbehang ist zurückzusetzen. Die Schultern, der Bug und der Rücken erscheinen braunrot. Die großen Flügeldecken glänzen grünschwarz. Die Schwingen sind an der nur bei geschlossenem Flügel sichtbaren Außenfahne kastanienbraun und bilden so das braune Flügeldreieck. An der Innenfahne und der Spitze sind sie schwarz. Die Brust, der Bauch und die Schenkel, welche kaum sichtbar sein sollten, sind grünlichglänzend schwarz, ebenso der Schwanz. Hähne, welche braune Flecken auf Brust, Bauch, Schenkel und Aftergegend haben, bringen bei den nachzuzüchtenden Hennen die fehlerhafte Flitterbildung.
Die Henne hat einen braunen Schopf sowie goldige Hals- und Kragenfedern mit schwarzem Schaftstrich. Der Rücken und die Flügeldecken sind wildhuhnbraun mit Pfefferung und hellen Schäften. Flitterbildung am Rücken ist, wie schon gesagt, fehlerhaft. Der Schwanz ist schwarz und etwas braun gezeichnet. Brust lachsfarbig mit hellen Mittelstrichen, Gefieder gegen den Bauch lichter werdend, am After hellgrau.
Der Schnabel unserer Altsteirer ist weiß mit horngrauer Schattierung. Auch die Haut und die Beine sind weiß bzw. fleischfarbig, ein Zeichen bester Fleischgüte unseres Huhnes. Die Haut zwischen den Zehen wird rot gewünscht. Grauer Anflug an den Beinen ist nicht fehlerhaft und kommt bei Jungtieren öfters vor; gelbliche Farbe ist fehlerhaft, da sie auf Einkreuzungen zurückzuführen ist und oft bei Tieren auftritt, deren Ohrscheiben auch einen leichten Ton ins Gelbe haben. Sporenbildung bei Hennen ist fehlerhaft.
Da der Altsteirer ein ausgesprochenes Wirtschaftshuhn sein soll, sollten kleine Mängel oder Fehler in der Gefiederfarbe und -zeichnung mit Ausnahme der weißen Federn in Schwingen und Schwanz nicht zu streng beurteilt werden. Wichtiger ist, dass die Tiere den richtigen Typ zeigen. Daher: Erst der Typ, dann die Farbe!